Wenn man sich mal durch alte Zauberbücher wühlt, bemerkt man oft, dass die meisten Zauber dieses Thema nicht behandeln und keinen Hinweis hinterlassen, ob man sich jetzt bei dem beschriebenen Zauber emotional hineinbegeben soll, oder wie damit zu verfahren ist.
Emotionen können für einen Zauber der Antriebsstoff sein, müssen es aber nicht. Manchmal sind sie auch extrem hinderlich und führen genau dazu, dass der Zauber eben nicht wirken wird.
Es gibt so viele unterschiedliche Arten wie man einen Zauber angehen kann, dass ich in diesem Beitrag nur auf meine eigene Art zu zaubern eingehen werde. Ich erhebe nicht den Anspruch, dass meine Aussagen für jeden gültig sein werden. Sie dienen als Vorschlag nicht als unumstößliche Regel.
Also, plaudern wir mal aus dem Nähkästchen:
Ob und wie ich emotional werde, mache ich stets von der Art des Zaubers abhängig, der meine Situation lösen soll.
Um einen passenden Zauber zu erstellen, frage ich in der Regel meine Spirits, oder mache mit mir selbst eine Fallaufnahme.
Und schwups, sind wir beim Thema …
Emotionen bei der Zaubererstellung:
- Tipp: Wenn Du die Fallaufnahme mit Dir selber machst, haben Emotionen keinen Platz. Es gilt Dich und Dein Problem so zu betrachten, wie wenn Du in einem Kinosaal sitzen würdest und Deine zu lösende Situation vor Dir wie ein Film abläuft. Eine Identifikation mit dem Inhalt des Filmes sowie mit den Schauspielern wäre absolut kontraproduktiv und ist daher in keiner Weise erwünscht.
- Tipp: Arbeitest Du mit Deinen Spirits, dann verhalte Dich auch emotional so, wie sie es von Dir wünschen.
Ich liste Dir hier mal ein paar Tipps auf, am Beispiel meiner Hauptspirits.
Bedenke jedoch, dass ich hier von mir spreche. Es kann sein – Du hast die selben Loa/Spirits und musst dennoch ganz anders mit ihnen umgehen – gerade wenn Du den Baron nicht als Met Tet hast, solltest Du ein wenig Vorsicht walten lassen. Mein Umgang ist mit allen mich umgebenden Spirits relativ locker, da der Baron der „Chef“ meines Gefolges ist und keinerlei Bock auf irgendwelche Verkrampfungen innerhalb des Gefolges hat. Die Liste hier ist logischerweise nicht vollständig:
- Baron Samedi, der Loa des Todes und Neubeginns, liebt Emotionen. Also her damit! Je theatralischer je besser. Heule, schreie, tobe, wälze Dich auf dem Boden, führe Dich auf wie wahnsinnig, benutze die derbsten Schimpfwörter die Dir einfallen, fluche, spei Gift und Galle – aber sei authentisch! Es muss absolut ehrlich sein! Dann wird er Dir auch zuhören. Spielst Du nur, reißt er Dir Deinen kleinen Hintern auf, schneller als Dir lieb ist. Achtung – Papa Baron ist ein Trickster! Er dreht auch gerne mal den Spieß um und hält Dir den Spiegel vor die Nase.
- Ghede Zaranyen – der Spinnenloa – für Schutz zuständig. Hier halte Dich eher bedeckt, bitte ihn in leisem Tonfall zu kommen und Dir zu helfen. Sei nicht zu emotional, aber auch nicht zu nüchtern. Finde die gesunde Mitte. Wie Spinnen so sind ist Ghede Zaranyen sehr feinfühlig – also sei Du es auch, im Umgang mit ihm. Hat er Dich verstanden wird sich in der Regel eine ca. 30 cm große Spinne irgendwo im Raum manifestieren. Erschrecke nicht! Ok- zugegeben, mich hat es auch schon vor Schreck auf den Hintern gesetzt, aber wenn’s geht- lass‘ es Dir nicht anmerken, sondern freue Dich das er da ist.
- Ogou Feray – der Soldat. Zuständig für Gerechtigkeit, Kampf, Schutz und Gerichtsverhandlungen. Hüte Dich vor Emotionalität und sei absolut ehrlich. Stell Dir vor er wäre ein General. Bereite Dich vor bevor Du ihn rufst, erledige alles was getan werden muss, er fordert Unterlagen, will wissen was Du zur Situation beigetragen hast, will Lösungsansätze hören usf. Mache Dich auf das Gefühl einer Gerichtsverhandlung gefasst, in welcher er zuerst einmal Dein Verhalten auf den Prüfstand stellt und Dir ggf. den Kopf wäscht! (Ich spreche aus Erfahrung) Fängst Du an emotional zu werden, dann weckst Du seinen Zorn, er hasst Unprofessionalität, Lügerei und Ungerechtigkeiten. Stell Dir ein Schlachtfeld vor wie im Mittelalter. Wer auf dem Pferd hockt und heult, anstatt sein Schwert zu benutzen, wird von den Anderen getötet. Eiskaltes Handeln, das strikte Befolgen von Befehlen usw. ist im Umgang mit Ogou gefragt. Das ist z. B. ein Grund, weshalb ich ihn nur im Notfall um etwas bitte, weil es mir bis in die tiefste Seele widerstrebt Befehle zu befolgen. Wenn Du damit also ein Problem hast, rufe ihn nicht. Wie Du siehst ist also absolute Nüchternheit und Ehrlichkeit gefragt. Lügst Du ihn an – bist Du so gut wie tot. Darum schwört man in manchen Regionen Afrikas auf die Machete von Ogou, weil man weiß er killt Dich oder schickt Dir irgendeine überaus unangenehme Krankheit, wenn Du lügst.
- La Sirene – die Meerjungfrau, Königin der Ozeane – zuständig für Wohlstand, Reichtum, Emotionen, Musik, Kunst usf. Hier musst Du tief tauchen, ganz tief. Lass Dich fallen, aber sei elegant dabei. Sie mag nichts Grobes, keine lauten Geräusche, sie ist sehr feinfühlig, edel und empfindlich. Also sei emotional aber sanft, Du darfst auch weinen, aber eher wie eine Diva in einem Maybach. Man tupft sich unauffällig die Tränen von den Wangen, aber rotzt nicht lautstark ins Taschentuch. Verstehst Du was ich meine? Bist Du zu grobschlächtig kommt sie nicht.
- Papa Legba – der alte Mann auf dem Kreuzweg – für Blockaden lösen zuständig, aber auch um Wege zu öffnen oder zu schließen. Wie Papa Baron ist er ein Trickster. Achtung! Seine Ratschläge haben immer zwei Seiten. Sei emotional aber eher so, wie Du es bei der Gegenwart Deines Großvaters wärst. Benimm Dich also und führe Dich nicht auf wie ein Depp. Wenn Du Dein Ego weglässt, wirst Du mit Papa Legba viel Freude haben. Ansonsten „Gute Nacht“ – der Lacher wird auf seiner Seite sein. Er ist ein großartiger, vergnügter Loa, der Dich jedoch auch grob an Deinen Ohren durch die offene Türe zieht, um die Du gebeten hast! Bitte ihn nur dann um Hilfe, wenn Du die Änderung wirklich möchtest!
Emotionen bei einem Hoodoo Ritual
In der Regel rate ich zur Neutralität. Je mehr es Dir gelingt der Beobachter zu sein, je besser stehen die Chancen dass Dein Zauber Früchte tragen wird.
Es gibt jedoch auch grobe „Gefühls-Richtlinien“ die Du befolgen kannst, wenn es jetzt nicht explizit in einem Ritual erwähnt wird.
Diese gelten nicht für Vodou Zauber! Da bestimmen die Loa wie Du Dich zu verhalten hast.
Gehen wir also mal kurz die Liste der möglichen Zauber durch, wie immer kann diese nicht vollständig sein:
- Bannungszauber aller Art: Sei kalt, nüchtern, unemotional, sei der Beobachter! Wenn Du die Hosen voll hast, kannst du schlecht eine Bannung durchführen.
- Erfolgszauber (damit Dein Geschäft besser läuft): Sei fröhlich, locker und entspannt. Erwarte keinen Erfolg, sonst blockierst Du den Zauber.
- Reinigungszauber: Lass Emotionen fließen, Du willst dich ja reinigen, nicht den Mist festhalten.
- Gerichtszauber: Sei absolut Nüchtern, unemotional, kalt, berechnend! Bist Du emotional verstrickt, wirst Du den Zauber in den Sand setzen.
- Todeszauber: Böses Kind … Na, wer wird den sowas tun?? 😉 Daher keine Hinweise.
- Dämonenmagie: Sei stark, absolut präsent, emotionslos! Und mach‘ Deine Hausaufgaben davor, sonst landest Du schneller in der Psychiatrie als Dir lieb ist. Ich rate daher von dieser Zauberart ab!
- Gespräche mit Verstorbenen: Rede mit ihnen wie mit normalen Menschen auch und vergiss nicht, dass sie noch dieselben Macken haben wie zu Lebzeiten. Halte Dich an die Umgangsformen!
- Wahrsage Zauber: Sei der Beobachter, sei nüchtern, möglichst emotionslos, sonst kannst du nicht klar sehen.
- Traum Zauber: Sei dir im Klaren dass Du träumst, dann ändere den Traum wie Du es möchtest. Am besten geht das als Beobachter, sobald Du dich mit dem Geschehen identifizierst, läuft der Traum als unbewusster „normaler“ Traum weiter. So jedenfalls meine Erfahrung.
- Böser Blick: Genau dieses. Was soll das? Sei Dir gewahr, dass Dich eventuell der Met Tet desjenigen den Du damit treffen möchtest, durch die Augen Deines „Opfers“ anschauen wird. Verträgst Du das Echo? Beim Baron mit Sicherheit nicht …
- Heilungszauber: Sei der Beobachter, sonst kannst du nicht helfen. Mitgefühl ja, Mitleid nein.
- Flüche: Eiskalt, unemotional, nüchtern.
- Glückliches Zuhause Zauber: Sei fröhlich, vergnügt, damit das Glück bei Dir einziehen mag.
- Liebeszauber: Bemühe Dich um Nüchternheit, aber sei dabei unglaublich charmant. Fühle Dich sinnlich und wunderbar. Prüfe Deine Ausstrahlung!
- Glücks und Geldzauber: Fröhlichkeit und Leichtigkeit sind der Schlüssel zum Erfolg. Gerade beim Geldzauber ist der Flow wichtig.
- Schutzzauber: Beobachte und sei unemotional, erst kommt die Reinigung (diese soll emotional sein), dann der Schutz.
- Zauber zum Fluch brechen: Auch hier ist Abstand wichtig. Beobachte, sei kristallklar im Geiste, dann beginne eiskalt Deinen Zauber auszuführen.
- Zauber um Andere zu beeinflussen: Sei der Beobachter, ganz wichtig, sonst kann es nicht funktionieren.
… und jetzt wünsche ich Dir viel Spaß beim spielerischen Umgang mit der Zauberei …