Der Tod aka Baron Samedi, kosmischer Trickster und Narr

Zusammen mit Papa Legba gilt Baron Samedi als einer der größten Trickster des Universums. Entsprechend ambivalent ist sein Wesen. Wandlung ist seine Natur, poetisch ausgedrückt tanzt er – wie er selbst so schön sagt – den Staub von den Gräbern, für einen Neubeginn, für Transformation.

Sein Wesen ist Veränderung, er hält sich weder an Regeln, noch lässt er sich in irgendeine Form pressen. Nichts ist ihm mehr zuwider als Struktur und Starre. Er spielt mit der kosmischen Ordnung, hält Dir den Spiegel vor die Nase und bringt buchstäblich alles durcheinander was Du als Deine Wahrheit zu sehen meinst. Sein Charakter ist zwiespältig, auf der einen Seite bricht er jegliche Regeln, auf fröhlichste Art und Weise, auf der anderen Seite liebt er es Konflikte zu provozieren, Dich an Grenzen zu bringen, von denen Du keine Ahnung hast, dass diese existieren. Nicht um Dich zu zerstören, sondern – um daraus letzten Endes Neues zu erschaffen.

Wie er das anstellt, ist ganz verschieden.

Manchmal stellt er Dir nur eine einzige Frage, um Deinen Fokus komplett zu verschieben.

Ich erzähle Dir dazu einfach mal eine persönliche Geschichte, die mir erst vor wenigen Wochen widerfahren ist:

 

Der Tod und die Katze

Vor wenigen Wochen, brachte ich meine 15 Jahre alte Katze zum Tierarzt. Sie erbrach sich schrecklich und litt an furchtbarem Durchfall, ich sollte sie dort lassen für alle nötigen Untersuchungen. Um 17 Uhr sollte ich wiederkommen, damit man entscheiden konnte ob sie eingeschläfert werden muss, oder wie weiter vorzugehen ist. Es sah sehr schlecht aus.

Da der Baron nun mal mein engster Vertrauter ist, wendete ich mich also tränenreich an ihn. Ich stand vor seinem Altar, und rief ihn auf eine Art, wie ich es nur im schlimmsten Notfall tue.

 

Es dauerte nur ein – zwei Sekunden bis ich ihn klar und deutlich vor meinem inneren Auge sehen konnte.

Da stand er, schaute mich an, und noch bevor ich irgendwas erklären konnte, streckte er seine linke Hand aus und sagte in freundlichem Tonfall aber bestimmt:

„Komm, gib mir Deine Katze, lass sie los.“

Mir wurde schlecht.

(Denn, genau diesen Satz sagte er bereits, als ich ihn rief und um Rat bat, als meine letzten beiden Kater krank wurden. Jeden davon nahm er mit.)

Er lächelte, die Hand noch immer ausgestreckt.

Ich erstarrte.

Mir war eiskalt, schrecklich schwindelig,

dann wurde mir so richtig schlecht und ich begann zu würgen.

„Gekotzt wird nicht!“

meinte er grinsend.

„Komm, gib mir Deine Katze!“

Eine gefühlte Ewigkeit lang war ich noch immer wie gelähmt.

Dann – irgendwann – wie in Zeitlupe überreichte ich ihm meine Katze.

Kaum getan, brachen sämtliche Dämme.

Ich schluchzte und weinte und hatte das Gefühl mich aufzulösen, zu fallen.

Der Baron?

Lächelte und hielt meine Katze in seinen Armen.

„Schau mich an!“ Forderte er.

Ich tat’s.

„Hey … ruhig, ganz ruhig, jetzt atme!“

Ich versuchte mich zu beruhigen. Irgendwie.

Am Rande des Wahnsinns stehend.

„Und nun sage mir kurz und deutlich was Du aus dieser Situation gewinnst, wo ist Dein Vorteil?“

Meine Trauer verwandelte sich schlagartig in rasende Wut.

Da stehe ich mit meinem ganzen Kummer und dem ganzen Leid vor dem Baron, dem Tod höchstpersönlich – Mr. Universum – und er hat nichts Besseres zu tun, als mir so eine beschissene Frage zu stellen?? Am liebsten hätte ich ihn verprügelt.

Er grinste.

Ich war außer mir und blökte:

„Was soll der Scheiß? Meine Katze leidet und Du hast nichts Besseres zu tun als mir so eine verkackte Frage zu stellen? Du kannst mich mal! Gar nichts ist gut, gar nichts und es wird nie wieder gut sein, nie wieder, weil alles Scheiße ist!“

Dann heulte ich wieder, diesmal aber vor Wut und es war mir wurscht ob er der Tod ist oder sonst wer. Soll er mich doch mitnehmen! War mir doch egal, war eh schon alles gelaufen.

 Sein Grinsen wurde noch breiter.

„Wenn sie stirbt … Sag mir, was Dir diese Situation für Vorteile bringt!“

Er ließ nicht locker.

„Sag es mir! Jetzt! Sofort!“

Ich glotzte ihn an „das ist doch pervers!“ dachte ich mir,

dann

in meinem Kopf plötzlich Stille.

Der Sturm hatte sich gelegt.

Die Tränen verebbten.

„Schneller!“

Forderte er mich auf.

Zögernd sagte ich …

„Nun ja, ich hätte ein wenig mehr Geld zur Verfügung, der Hund könnte auch tagsüber durchs ganze Haus laufen, wir hätten einen Raum mehr zur Verfügung und auf dem Balkon könnte das Katzennetz weg, ich hätte keine Sorgen mehr, dass sie stirbt, weil sie ja dann schon gestorben ist.“

“Gut“

Nickte er

„Geh raus, setz Dich in die Sonne, wenn Du weinen musst, dann weine, aber erinnere Dich daran, dass jede Münze zwei Seiten hat – IMMER! Egal was heute passieren wird, erinnere Dich an Deine Freiheit.“

Sprach’s und verschwand aus meinem Sichtfeld.

Plötzlich ging’s mir gut.

Der Kummer war zwar noch da, aber durch die Veränderung des Blickwinkels konnte ich durchatmen. Weil ich verstand, dass – egal was passieren wird – gerade dadurch positive Veränderungen möglich sind.

Und meine Katze?

Sie ist wieder putzmunter … obwohl der Tierarzt davon ausging, dass sie es nicht schaffen wird.

 

Ach ja, als ich mit meiner Katze im Arm nach Hause kam, nahm ich den Baron schon im Zimmer wahr.

Er gab mir einige Tipps, was ich tun soll, um sie wieder auf die Beine zu bringen und meinte fröhlich:

„Sie wird es schaffen! Ihre Zeit ist noch lange nicht um!“

Etwas empört erwiderte ich:

„Hättest Du mir das nicht früher sagen können, bevor ich vor Kummer fast gestorben wäre?“

Da lachte er wieder

„Du – gestorben? Das wüsste ich aber!“

„Du kannst nur gewinnen, wenn Du bereit bist zu spielen …“

Sprach’s, und verschwand.

 

Soviel zum Thema Trickster.

 

Diese Frage übrigens, „was bringt mir diese Situation für positive Veränderungen?“ kannst du Dir IMMER stellen, wenn es Dir mal ganz mies geht …

und dann …

warte ab, was passiert …