So oder so ähnlich könnten die Sagen beginnen, die sich um die kleine, zartgelbe Schlüsselblume ranken. Sie wächst gerade jetzt in unseren Wäldern und auf saftigen Wiesen und verzaubert allein durch ihre Anwesenheit.
Schon im Altertum eroberte die Schlüsselblume die Herzen der Menschen, wie so manche schönen Gedichte kundtun. Hier in unseren Breiten findet man meist zwei Arten der Schlüsselblume. Die Primula veris, ist die duftende, echte Schlüsselblume und die Primula elatior, die Hohe Schlüsselblume. Diese zarten Blümchen gelten als Frühjahrsboten, kaum ist der glitzernd-funkelnde Schnee verschwunden, recken sie schon ihre gelben Köpfchen empor und verkünden das Ende der kalten Jahreszeit.
Die Kelten sowie die Germanen liebten die kleinen Schlüsselblumen und so wurden diese in allerlei Frühlingsgetränke gemischt, zum Räuchern verwendet und als Schmuck in den Haaren getragen, wenn Feste für die Frühjahrsgöttin Freya gefeiert wurden.
Die Schlüsselblume, Zugang zum Himmelstor
Jahrhunderte später wurde diese kleine Blume der Muttergottes Maria geweiht. Unschuldig und rein, war nur die Schlüsselblume in der Lage das Tor zum Himmel zu öffnen. Hildegard von Bingen empfahl diese Blume gegen Melancholie, weil sie die Kraft der Sonne in sich speichere und an den Menschen, der diese Blume verwendet, abgegeben wird. Wenn man sich die Schlüsselblume genauer anschaut, sieht ihre Blüte wie ein kleiner, reich verzierter Schlüssel aus. Daher rankten natürlich viele Legenden um dieses kleine Blümlein.
In Österreich wird z. B. von einem Mann erzählt, der den Schlüssel zum Himmelstor suchte. Als er ihn nirgends finden konnte, bat er hilfreiche Geister ihm einen Schlüssel anzufertigen. So geschah es und der junge Mann stieg hinauf in den Himmel. Dort angekommen war alle Müh vergebens, er konnte die Himmelspforte nicht aufschließen, egal wie sehr er sich bemühte. Plötzlich rutschte er aus, und fiel hinab auf die Erde. Dort lag er bewusstlos einen ganzen Tag und eine ganze Nacht. Als er wieder erwachte, hatte sich der Schlüssel, den er noch immer in der Hand hielt, in eine wunderbare Blume verwandelt, die tief mit dem Erdreich verwurzelt war.
Man glaubte auch, dass die Schlüsselblume geheime Tore, die in alten Höhlen zu finden wären, öffnen könne. Unglaubliche Schätze sollen in diesen geheimnisvollen Grotten zu finden sein und wer sie entdeckt, dürfe sie behalten, wenn- man nicht das Wichtigste vergäße mitzunehmen! Das Wichtigste war natürlich die Schlüsselblume, die diesen Reichtum erst möglich gemacht hatte. Sie verwandelte sich meist in ein kleines Schlüsselchen aus reinem Gold oder feinstem Silber und durfte niemals in der Höhle vergessen werden, sonst drohten Unheil und Tod.
Papa Legba und die goldenen Schlüsselblumen
Papa Legba gehört zu den wichtigsten und mächtigsten Loa (Spirits) der Voodoo Religion. Als Hüter des Tores zur Welt der Loa und damit auch zur Welt der Menschen entscheidet er, wen er passieren lässt und wer in seiner Welt bleiben muss. Ohne ihn kann kein Loa den „Tempel“ betreten, und so wird Papa Legba in der Regel vor jeder größeren Voodoo Zeremonie begrüßt und gebeten, er möge das Tor zur Welt der Loa öffnen, damit diese an dem Fest teilnehmen können.
Papa Legba bewacht die Tore, Türen und die Kreuzwege, deshalb sind, sehr grob gesagt, alle „Durchgänge“ sein Gebiet. Demzufolge kontrolliert er nicht nur wer bzw. was durch den Durchgang kommt, sondern auch wer/was nicht passieren darf.
Papa Legba hat viele Gesichter und kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise erscheinen. Meist jedoch zeigt er sich als kleiner, alter Mann mit einem Stock oder einer Krücke, der in Bettlerkleidung gehüllt ist und einen Strohsack auf seinem gebeugten Rücken trägt. Sein Körper ist mit Wunden übersät (ein Überbleibsel aus der Zeit der Sklaverei) seine Gliedmaßen sind schmerzhaft verdreht und ein Fuß ist lahm.
Erscheint er in dieser Form, wirkt er sehr gebrechlich – was jedoch trügerisch ist. Man sollte seiner hinfälligen Erscheinung zum Trotz nie vergessen, dass er zu den stärksten und mächtigsten Loa gehört. Nebenbei gilt er übrigens als Trickster. Diese Eigenschaft von ihm zeigt sich oft im Alltag, wenn er denjenigen, der sich ihm anvertraut, an seine Grenzen führt. Das kann sich durchaus als positiv erweisen, auch wenn seine „Eröffnung“ oder „Schließung“ erst mal als Schock erlebt werden kann.
Papa Legba räumt Hindernisse aus dem Weg und zeigt Möglichkeiten auf, die ohne seine Hilfe nicht ersichtlich wären. Er ist aber auch derjenige der Türen schließen kann, wenn es Zeit ist, sich von Altem zu lösen, um sich für Neues zu öffnen. Papa Legba weiß, welche Lebenserfahrung Du brauchst und er wird Dich auf den entsprechenden Pfad bringen.
Wer Papa Legba daher eine Freude machen möchte, kann daher neben Süßigkeiten, Tabak und Rum, eine kleine Schlüsselblume auf seinen Altar stellen. Bitte kauft die Schlüsselblume in der Gärtnerei, sie steht hier in Deutschland unter Naturschutz!